Angedacht im September

Als Kind liebte ich dieses Spiel. Wir nannten es „das Schmugglerspiel“. Auf kleinen Zetteln war – zugegebenermaßen nicht sehr kindgerechte - Schmugglerware notiert: Gold, Kaffee, Tabak und ähnliches. Wir Schmuggler versteckten die Zettel irgendwo in unseren Taschen, Schuhen oder Haarbändern. Dann versuchten wir an der wachsamen Grenzkontrolle vorbeizulaufen. Wenn sie uns fingen, hatten Sie Zeit, uns zu durchsuchen. Wer aber die kostbare Ware sorgsam verstaut und gut versteckt hatte, brachte selbst dann noch etwas durch.

Ich weiß gar nicht, warum neben den Sucht- und Genussstoffen nicht auch „Bibel“ auf den Schmugglerzetteln gestanden hatte. Denn tatsächlich ist die Bibel in vielen Ländern eine begehrte Schmugglerware. Nur so können Christen dort, wo ihr Glaube verboten ist, in den Besitz einer Bibel kommen. 

Das Bild des Monats #september zeigt eine solche Schmugglerbibel: Es ist ein russischer Psalter auf wasserfestem Papier. Den konnte man sogar in einer Kaffeetasse verstecken, wenn nötig. Im wahrsten Sinne des Wortes ist die Bibel hier eine „heiße Ware“.

„Gott ist unsere Zuversicht und Stärke“ lautet der neue #monatsspruch aus Psalm 46,2. Es gibt Momente, in denen meine Zuversicht scheinbar fast so gejagt wird, wie meine Schmugglerzettel im Spiel. Düstere Prognosen, schlechte Nachrichten oder verbitterter Sarkasmus – all das entzieht mir dann mein bisschen Zuversicht. Doch dann fallen mir die Menschen ein, die tatsächlich ihr Leben und ihre Sicherheit aufs Spiel setzen, weil Gottes Wort ihnen mehr wert ist als alles, was die Welt verspricht. Dann atme ich auf, nehme die Bibel, die hier frei und offen im Regal steht und verbinde mich mit Gott, der Quelle meiner Zuversicht und Stärke ist.

Mit freundlicher Genehmigung: Stephan Zeipelt / Werkstatt Bibel - oikos Institut

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