Der „Wonnemonat“ Mai beginnt. Mit dem für Freude verbundenen Wort „Wonne“ hat diese Bezeichnung wenig zu tun. Der Ausdruck geht auf das althochdeutsche Wort „wunnimanod“ zurück, das mit „Weidemonat“ übersetzt werden kann: Im Mai hat man nach langen Wintern erstmals das Vieh wieder auf die Weide gelassen.
Auch der #monatsspruch nimmt keinen Bezug auf die Glücksgefühle, die im Mai erwartet oder erhofft werden: „Zu dir rufe ich, HERR; denn Feuer hat das Gras der Steppe gefressen, die Flammen haben alle Bäume auf dem Feld verbrannt. Auch die Tiere auf dem Feld schreien lechzend zu dir; denn die Bäche sind vertrocknet.“ (Joel 1,19f.). Das Bild stammt aus einer Lutherbibel aus den Jahren 1642-1655. Es greift Erfahrungen aus dem 30-jährigen Krieg (1618-1648) auf und zeigt die Zerstörungen in Europa.
Obwohl die Geschichten der Bibel immer zu einer bestimmten Zeit mit ihrem historischen Hintergrund geschrieben wurden, deuteten Menschen schon immer Zeitgeschichte mit biblischen Zitaten. Und so erinnert uns der Vers heute an den fortschreitenden Klimawandel, welcher zunehmend unser aller Lebensgrundlage bedroht. Bei aller Trostlosigkeit, die in dem Vers zum Ausdruck kommt, tröstet uns aber der Anfang: Wie der Prophet sich an Gott wendet, dürfen wir Gott anrufen und unsere Zeit vor ihn bringen.
Mit freundlicher Genehmigung: Stephan Zeipelt / Werkstatt Bibel - oikos Institut